Murgänge (Rüfen) in Graubünden

Videoclip: Murgang / Rüfe im «Ritigraben» (Gemeinde Grächen VS, 24. September 1993). Innerhalb von zwei Stunden gingen gleich mehrere solche Murgänge nieder, die insgesamt rund 90’000 Kubikmeter Material (Felsblöcke, Steine, Erde, Baumstämme) zu Tal brachten. Film Markus Zimmermann, geo7 / PLANAT
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Murgang (Rüfe)

franz. lave torrentielle / ital. colata di fango / romanisch bova

Vor allem örtlich starke Gewitter mit Hagelschlag, aber auch die Schneeschmelze oder längere Regenperioden bewirken, dass ein Bergbach Hochwasser führt und zum Wildbach wird. Wo der Untergrund in steilem Gelände schlecht verfestigt ist, reisst der Wildbach Material mit sich (Steinblöcke, Kies, Sand, Erde) und verfrachtet dies im Bachbett kanalisiert talwärts.

Gelingt es dem Bach, viel Material in Bewegung zu versetzen, verwandelt er sich in einen fliessfähigen Strom aus Wasser, Erde und Gestein. Je grösser der Strom auf seinem Weg talabwärts wird, desto grösser werden die Objekte, die er mitzureissen vermag – zum Beispiel Baumstämme oder tonnenschwere Felsblöcke.

In Graubünden kennt man diesen Strom unter dem Begriff Rüfe; Fachleute nennen ihn Murgang.

Ein langsamer Murgang bewegt sich im Schritttempo; ein schneller Murgang ist bis zu 60 km/h schnell – je nach dem, wie steil sein Bachbett ist und wieviel Material er mit sich führt.

Grundsätzlich bewegt ein Murgang ein vielfaches mehr an Material als ein hochwasserführender Fluss in ebenem Gelände – bei einem grossen Murgang sind mehrere hunderttausend Kubikmeter Material in Bewegung.

Stösst ein Murgang in flacheres Gelände vor, verliert er an Dynamik, und kommt zum Stillstand. Deckt er dabei ein gewisses Gebiet mit Ablagerungen zu, dann sagt man, der Murgang hat das Gebiet übermurt.
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Quellen Amt für Wald und Naturgefahren: Faktenblatt «Naturgefahren bedrohen Menschen seit Jahrtausenden», 2009 / Wikipedia
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1807 beschreibt Johann Friedrich von Tscharner mit eindrücklichen Worten einen aussergewöhnlich langsamen Murgang des Nolla-Wildbaches bei Thusis:

«In langsam fortwälzendem Lauf, aber gewaltig, unaufhaltsam, unwiderstehlich, strömt die verheerende Schlammfluth das Thal herab. Steine, entwurzelte Tannen, Felsstücke, Buschwerk, wogen, eine lebendige Wildnis, auf ihrem Rücken daher. Das ganze Bergthal füllt ihre Breite.

Dämme, Wuhren, Gebäude, Menschen und Menschenwerke, trozen umsonst ihrem Andrang. Alles wird fortgerissen, zertrümmert, oder hoch mit Schlamm überströmt. Furchtbar und betäubend ist ihr Rauschen; kein Donner gleicht ihm an Schrecklichkeit. Bis weit hin klirren in den Wohnhäusern alle Fenster von der Erschütterung. Keine Rettung für den Unglücklichen, der sich, vom Schein getäuscht, auf die schwimmende Steinmasse hinwagt. Der stärkste Mann, nur bis zum Knie hineingesunken, rafft sich nicht ohne Anstrengung heraus.

Alles umher entflieht und wartet mit Zittern den Ausgang ab, bis nach einigen Stunden die Schlammfluth nachlässt, und flüssiges Wasser, wenig stärker als gewohnt, dem ungeheuren Ausbruch folgt.»
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J. F. von Tscharner: Ein Wort über die Rhein- und Nolla-Eindämmung Domleschg. In: «Der neue Sammler : ein gemeinnütziges Archiv für Bünden.« Band 3, 1807.
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Weiterführende Literatur


Daniel Näf, Brian W. McArdell: Murgänge – Vom Berg droht Gefahr. Zeitschrift “DIE ALPEN” 11/2004


WSL: Faktenblatt zum Thema Murgang


WSL: Definition Murgang. WSL, 2006


Capol, Georges: Das Rüfendorf Rueun. Bündner Jahrbuch : Zeitschrift für Kunst, Kultur und Geschichte Graubündens. Band 32 (1990)

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Murgänge (Rüfen) in der Geschichte Graubündens.

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